Schreckgespenst „Viröse Vergilbung“

Wird 2022 ein Vergilbungsjahr und wenn ja, wie stark?

26. Januar 2022 | Das Schreckgespenst „Viröse Vergilbung“ geistert wieder durch die Rübenfelder. Schon im ersten Jahr nach dem Verbot der neonikotinoiden Saatgutbeizung 2019 verbreitete sich die Erkrankung massiv in den französischen Rübenfeldern und führte zu enormen Verlusten. Die Grüne Pfirsichblattlaus ist der Hauptüberträger der Vergilbung auslösenden Viren. Ab den ersten Laubblattstadien können die Zuckerrübenpflanzen von der Grünen Pfirsichblattlaus befallen sein.

Grafik: Vereinfachte Entwicklungszyklen der Grünen Pfirsichblattlaus

Das Auftreten und die Entwicklung der Grünen Pfirsichblattlaus ist sehr eng mit der Witterung in den Winter- und Frühjahrsmonaten verbunden. Die Laus überwintert in der Regel als Ei auf ihrem Winterwirt, aber auch eine Lebendüberwinterung ist möglich. Erst strenger Frost mit mehr als 10 Minusgraden führt zum Absterben der Grünen Läuse, die sich im Winter zum Beispiel auf Rübenköpfen, Raps oder Unkräutern aufhalten. Die Eier hingegen sind ausgesprochen frostresistent. Trotzdem überleben nicht alle Eier, denn Fäulnispilze und stark wechselnde Temperaturen können die Brut schädigen. Die Witterung im Frühjahr entscheidet über die Vermehrungsrate der ersten Lausgenerationen. Mildes und trockenes Wetter ist für die Entwicklung optimal.

Entsprechend der Überwinterungsform der Grünen Pfirsichblattlaus unterscheidet man zwei Entwicklungszyklen. Der Holozyklus beginnt mit dem überwinternden Ei. Der Anholozyklus dagegen kommt ohne die geschlechtliche Vermehrung und damit ohne Eiablage aus. Die Tiere überwintern lebend. Der typische Winterwirt der Grünen Pfirsichblattlaus ist der namengebende Pfirsichbaum. Im Sommer werden neben den Zuckerrüben auch viele andere Pflanzen besiedelt.

Die Grünen Pfirsichblattläuse treten als geflügelte und als ungeflügelte Tiere in Erscheinung. Geflügelte Läuse entwickeln sich im Frühjahr, um die Sommerwirtspflanzen anfliegen und besiedeln zu können. Im Herbst muss wiederum der Winterwirt angeflogen werden. Auf den Rübenblättern entwickeln sich zunächst nur ungeflügelte Individuen. Im Laufe des Sommers werden jedoch auch immer wieder geflügelte Läuse geboren um andere Wirtspflanzen anfliegen zu können. Männliche Individuen werden nur kurz erzeugt, nachdem der Abflug zu den Winterwirten erfolgt ist, um die weiblichen Individuen zu befruchten, welche schließlich das Ei absetzen. Im Anholozyklus sind Männchen vollkommen überflüssig.

Die sich aus Eiern entwickelnden Läuse (Holozyklus) sind zunächst virusfrei. Sie nehmen das Virus erst auf, wenn sie an einer virusbelasteten Pflanze saugen. Die lebend überwinternden Grünen Pfirsichblattläuse (Anholozyklus) tragen hingegen meist das Vergilbungsvirus in sich und können es im Frühjahr direkt an die Zuckerrüben in frühen Laubblattstadien weitergeben.

Auf den Sommerwirten vermehren sich die Individuen ungeschlechtlich ohne Befruchtung und ohne Eistadium. Sie werden lebend geboren. Diese Besonderheit ist der Grund, warum es sehr schnell zu einer Massenvermehrung kommen kann. Die lebend geborenen Individuen sind alle weibliche Klone der Mutter und sorgen nach der finalen Häutung für das weitere Anwachsen der Population, was unter guten Bedingungen zu exponentiellem Wachstum führt.

Bild oben: Schwarze Bohnenläuse und Grüne Pfirsichblattläuse (rechts oberhalb der Schwarzen Läuse)
 

Weitere Informationen:

Wie geht es den Blattläusen nach dem Wintereinbruch?

Die Grüne Pfirsichblattlaus

Projekt MODEFY

Viröse Vergilbung: Forschung und Entwicklung für resistente Zuckerrübensorten bei Strube und den Projektpartnern.

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