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1. September 2022 | Der Regenwurm gilt als Indikator für die Bodenfruchtbarkeit. Anhaltende Trockenheit und hohe Temperaturen wirken sich auf das Bodenklima und damit auch auf das Bodenleben aus. Regenwürmer wandern bei höheren Temperaturen und austrocknendem Boden in tiefere Bodenschichten und verfallen in eine Art Dämmerschlaf.
Grafik: Leistungsspektrum des Regenwurms für Boden und Pflanze
Pflanzenbauer wissen die rege Mitarbeit des Regenwurms zu schätzen. Entsprechend seinem Temperaturoptimum von 10 bis 15 °Celsius sind seine Hauptarbeitszeiten im Frühjahr und im Herbst. Im Sommer ist es zu warm und oftmals auch zu trocken. Denn Feuchtigkeit ist überlebenswichtig für den Wurm, da seine Haut nicht austrocknen darf. Er übersommert untätig in tieferen, kühlen und feuchten Bodenschichten. Dafür wickelt er sich zu einem Knäuel zusammen, um der Umwelt möglichst wenig Hautoberfläche anzubieten. Im Winter ist es ähnlich, bei zu tiefen Temperaturen verfällt der Wurm in eine Art Winterschlaf. Die Wohnröhren des bei uns bekanntesten Regenwurms reichen bis 4 Meter hinab. Der Große Tauwurm Lumbricus terrestris ist ein Tiefgräber. Andere Regenwurmarten sind auf die Streuschichten auf der Bodenoberfläche spezialisiert, andere wiederum leben in den oberen Bodenschichten als Flachgräber.
Die für den Ackerbau wertvolle Arbeit des Regenwurms besteht in seiner unermüdlichen Grabungs- und Fraßtätigkeit. In Bodenprofilen werden die Regenwurmgänge freigelegt. Auf der Bodenoberfläche findet man die typischen nährstoffreichen Kothäufchen oftmals gut sichtbar nach Regenfällen. Dann entdeckt man auch leichter die typischen Regenwurmlöcher auf der Oberfläche. Der Regenwurm zieht organisches Material (Blätter, Ernterückstände, Algen) von der Bodenoberfläche in seine Bodenröhren hinab. Dort wird das Material von Mikroorganismen zersetzt und vom Regenwurm zusammen mit kleinsten Bodenbestandteilen gefressen und verdaut. Dabei werden auch viele auf den Pflanzenresten überlebende Schadorganismen zerstört (Pilze, Bakterien). Der Kot ist äußerst nährstoffreich und es entstehen dabei wertvolle langlebige Ton-Humus-Komplexe. Die Regenwurmgänge enthalten freigesetzte Nährstoffe und werden von den Pflanzen als Makroporen durchwurzelt. Gleichzeitig belüften die Röhren den Boden und nehmen Niederschläge gut auf.
Der Regenwurm bietet dem Pflanzenbauer als Bodenbauer ein breites Leistungsspektrum an. Die lang anhaltende Trockenheit und Hitze des Sommers 2022 wirken sich auch auf die Regenwurmpopulationen aus.
PS: In Deutschland gibt es 46 Regenwurmarten. In einem langjährigen Beobachtungsversuch in bayerischen Ackerböden wurden im Mittel zwischen 60 und 220 Regenwürmer pro Quadratmeter gezählt (LfL).
Für die Namensgebung gibt es zwei Theorien. Aufgrund seiner schon im Altertum bekannten unermüdlichen Grabungstätigkeit wurde der Wurm als „der rege Wurm“ bezeichnet. Die zweite Herkunftstheorie beruht darauf, dass Regenwürmer nach Regenfällen auf der Bodenoberfläche zu beobachten sind.
Quellenangaben:
Schon Darwin beobachtete und erforschte über mehrere Jahrzehnte das Leben der Regenwürmer: Sein letztes Buch „Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer“ erschien 1881, ein Jahr vor seinem Tod. Im Czernin Verlag ist 2020 eine deutsche Neuauflage erschienen.
Oben im Bild: Regenwurmlöcher im Boden eines Bodenprofil.
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