Späte Aussaat – schwache Ernte?

Ist eine verzögerte Aussaat Vorbote einer verringerten Ernte?


Aus langjährigen Aussaatzeitversuchen ist bekannt, dass späte Aussaattermine zu tendenziell schwächeren Rübenerträgen führen, da einfach günstige Vegetationszeit in der wichtigen Phase der Jugendentwicklung verloren geht. Was vorne fehlt, ist hinten kaum noch rauszuholen.

Zu dieser Thematik haben wir uns Daten aus der Praxis angeschaut: Für die Untersuchung haben wir die Kampagneergebnisse des Nordzuckerwerks Schladen (Niedersachsen) und phänologische Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) von 2000 bis 2022 verwendet. Als Parameter wurden die Größen Rübenertrag (RE) und Meldetag des Beginns der Rübenaussaat von 4 regional relevanten Stationen des DWD korreliert. Die landwirtschaftlichen Sofortmelder melden das Datum im Format des Julianischen Tages des Jahres, wobei der 1. Januar Tag 1 und der 31. Dezember Tag 365 ist.

Um die Auswirkung später und früher Aussaattermine zu untersuchen, wurde der Mittelwert der jeweils fünf frühesten (rote Datenpunkte) und spätesten (blaue Datenpunkte) Termine in Relation zum langjährigen Werksmittel gesetzt (Abb. 1). Der Zusammenhang ist nicht statistisch abzusichern, zeigt jedoch die allgemeine Tendenz zu schwächeren Rübenerträgen mit späteren Aussaatterminen. Im langjährigen Mittel wurde am Tag 94 mit der Saat begonnen, mit dem Resultat von 66 t/ha Rübenertrag.

Tabelle 1 zeigt die Sätermine und Rübenerträge der jeweils fünf frühesten und spätesten Jahre des Zeitraums von 2000 bis 2022. Die Mittelwerte wurden in Relation zum langjährigen Kampagneergebnis gesetzt. Die frühen Jahre lagen dabei im Rübenertrag 6,6 % über, die späten 12,2 % unter dem Mittel:

Frühe AussaatSpäte Aussaat
JahrJul-TagRE t/haJahrJul-TagRE t/ha
200388,558,32001102,556,2
201188,070,62006102,550,4
201479,579,32008107,565,7
201586,075,62013113,058,6
202284,070,02018108,060,4
Mittel    85,2    70,8Mittel    108,0    58,3
rel. +6,6%    rel. 12,2 %    



Allerdings zeigen die Daten auch, dass es nicht reicht, alleine aus dem Sätermin eine Prognose auf das Ernteergebnis ableiten zu wollen, denn die ertragsbestimmenden Parameter sind vielfältig. Welchen Einfluss der Jahreseffekt auf das finale Resultat haben kann, zeigen die Jahre 2002 und 2021. In beiden Jahren wurde am Tag 89 mit der Aussaat begonnen, also 5 Tage früher als im langjährigen regionalen Mittel. Dennoch weisen die Rübenerträge eine Differenz von über 45 % auf! Im Jahr 2002 wurden im Werksmittel 57,1 t/ha Rübenertrag geerntet, im Jahr 2021, bei gleichem Aussaatzeitpunkt, 83,7 t/ha.

Entscheidend für diese Differenz war das Wetter. Das Jahr 2002 ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Alleine in den Monaten Juli und August wurden an der DWD-Station Helmstedt über 310 mm Niederschlag gemessen, weit mehr als das Doppelte des mehrjährigen Mittels (Abb.2). Im Oktober und November gab es dann noch überdurchschnittlichen Nachschlag an Wasser. Der eine oder andere Leser wird sich an Wasserflächen auf den Feldern erinnern, auf welchen sich Enten wohl gefühlt haben. Den Rüben hat es nicht gutgetan. Erntearbeiten wurden verzögert oder verhindert.

Fazit: Eine verzögerte Aussaat, bis in den frühen Mai hinein, ist nicht zwangsläufig ein Vorbote einer verringerten Ernte! Der Grundstein dafür wird aber nach wie vor bei der Saat gelegt. So gilt es, hier trotz des gefühlten Drucks zunächst nichts zu überstürzen und das Saatgut unter möglichst guten Bedingungen in den Boden zu bringen.

Daten: Kampagnedaten: Nordzucker, Werk Schladen, Phänologische Daten: Deutscher Wetterdienst, DWD CDC 2023; Stationen Braunschweig (662), Helmstedt (8585), Evessen (8606), Gr. Vahlberg (8609), Klimadaten: Deutscher Wetterdienst, DWD CDC 2023; Station Helmstedt (2120; 13777)

Abbildung 1: Ertrag und Jahr
Abbildung 2: Niederschlag
Quelle: Strube D&S GmbH

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