Sind unsere Böden nach dem Dürrejahr wieder ausreichend mit Wasser gesättigt?
20. Februar 2019 | Das Jahr 2018 war, wie kein anderes zuvor, von einer extremen Dürre gekennzeichnet. Diese führte zu Mindererträgen bei vielen Feldkulturen. Die Zuckerrüben erzielten herausragend hohe Zuckergehalte, die durch Rosineneffekte noch gesteigert wurden. Die Rübenerträge blieben unterdurchschnittlich, die Zuwächse fielen vor allem im Herbst gering aus. Das konnten wir anhand unserer Proberodungen dokumentieren. Zwar kam es zum Jahreswechsel 2018/2019 vielerorts zu erheblichen Niederschlägen, aber reichten diese aus um die Bodenwasservorräte wieder aufzufüllen?
Um dies zu beantworten, errechneten wir die klimatische Wasserbilanz für unsere Proberodungsstandorte. Die klimatische Wasserbilanz (mm) ergibt sich aus dem gefallenen Niederschlag abzüglich der potentiellen Verdunstung über Gras (durch Pflanze und Bodenoberfläche). Negative Werte spiegeln ein Defizit im Bodenwasservorrat wieder, das heißt, die Verdunstungsrate ist höher als der Niederschlag.
Betrachtet man die monatlichen klimatischen Wasserbilanzen 2018, so sieht man, dass sie ab April auf allen Proberodungsstandorten immer negativ ausfielen. Bis zum Ende des Jahres summierten sich die Defizite auf 607 mm in der Region Querfurt oder 549 mm in der Region Wetterau. Und selbst das niederbayerische Straubing als südlichster Proberodungsstandort erreichte Ende Dezember ein Minus von 326 mm in der Jahressumme. Verglichen mit dem Zeitraum von 2013 bis 2017, sticht das Jahr 2018 durch seine stark negativen Jahressummen auf allen Standorten deutlich hervor. Im fünfjährigen Mittel erreichen die Standorte Straubing mit einem Defizit von 35 mm, Söllingen 5 mm und Jülich (Rheinland) 43 mm eine annähernd ausgeglichene Wasserbilanz zum Ende des Jahres. Standorte wie Wetterau oder Querfurt bleiben jedoch auch langjährig im defizitären Bereich.
Über die Jahre verzeichnet man eine Abnahme der mittleren jährlichen klimatischen Wasserbilanz vom Norden (Nordseeküste) bis in den Südosten (Thüringen) um rund 300 mm. Im östlichen Harzvorland kommt es zu den größten jährlichen Defiziten: Das Minus schwankt zwischen 100 bis zu 400 mm in extrem niederschlagsarmen Jahren. Im Betrachtungszeitraum von 1961 bis 1990 fiel die Jahresbilanz nur in 30 bis 50 Prozent der Jahre positiv aus. (Quelle: DWD und bafg).
Betrachtet man zusätzlich die nutzbare Feldkapazität (nFK %), so gibt diese einen weiteren Hinweis auf die momentane Situation in unseren Böden. Die nutzbare Feldkapazität wird als Wasservorrat eines Bodens angesehen, der für die Pflanze verwertbar ist. Wir haben sie fünfjährig für unsere Proberodungsstandorte dargestellt. Ende Januar 2019 liegt der Standort Querfurt bei 56 % nFK. Alle anderen Standorte bewegen sich zwischen 79 und 107 % nutzbarer Feldkapazität. Im Januar 2019 liegen die Standorte Söllingen (Braunschweig) 27 Prozent und Wetterau (Bad Nauheim) 21 Prozent unter dem fünfjährigen Januar-Mittelwert der nutzbaren Feldkapazität. Querfurt erreicht nur 55 Prozent des Mittelwerts. Standorte wie Ochsenfurt, Straubing und das Rheinland liegen im Januar 2019 auf dem langjährigen Niveau.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch die hohen Niederschläge im Dezember und Januar zwar eine gewisse Entspannung stattfand, die Bodenwasservorräte aber noch lange nicht überall wieder aufgefüllt sind. Die klimatische Wasserbilanz liegt in einem unterdurchschnittlichen Bereich im Vergleich zum langjährigen Mittel der Region. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Böden wieder ein ausgeglichenes Niveau erreichen. In den Regionen, die im letzten Jahr besonders stark von der Dürre betroffen waren, liegt die nutzbare Feldkapazität im Januar 20 bis 55 Prozent unter dem fünfjährigen Mittelwert. Hoffen wir darauf, dass Niederschläge in den nächsten Wochen das Defizit wieder ausgleichen!